- Das unerkannte Heldinnen-Potential in unserer Gesellschaft –
[ Eine Hommage an die Frauenpower dieser Welt I anlässlich des Weltfrauentags am 08. März ]
Was assoziieren wir mit dem Begriff Held?
Wenn wir aus dem Stegreif eine Liste zu Helden-Eigenschaften machen würden, was würde darin vorkommen? Wohl sicher Mut, Tapferkeit, Grenzen sprengen, Gefahren trotzen, Hindernisse überwinden, Kampf, Sieg, Jemand besiegen. Vielleicht steigen auch Bilder von Superman, Iron Man, Hulk, Wolverine & Konsorten auf?
In unserem Geist (und unserem Gesellschaftswahrnehmung tief verankert) sind Helden noch immer starke Männer wie einst Odysseus, der 1000 Gefahren überwunden hat, sich mit einäugigen Riesen herumschlug, ganze Städte bezwang und sich gegen böse Zauberinnen und verführerische Sirenen behaupten musste. Unterm Strich zeugt das von folgendem Bild: Eine Heldenreise ist nur dann wirklich heldenhaft, wenn Kampf, Blut, Gefahren und Besiegen darin vorkommt ... alles durch und durch eher dem Männlichen zugeschriebene Aspekte.
Nicht von ungefähr definiert das Zedler-Lexikon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts den Begriff «Held» wie folgt:
«Held, lat. Heros, ist einer, der von Natur mit einer ansehnlichen Gestalt und ausnehmender Leibesstärcke begabet, durch tapfere Thaten Ruhm erlanget, und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben.»
Das sagt schon so einiges über unser Heldenbild aus
Denn ich wage zu behaupten, dass dieses gesellschaftliche Bild, das über Jahrhunderte hinweg von Generation zu Generation in Geschichten und Erzählungen weitergegeben wurde und sich damit tief ins kollektive Bewusstsein eingeprägt hat, nach wie vor mitschwingt, wenn uns der Begriff «Held» begegnet.
Kein Wunder also, dass sich viele Frauen mit solch einem von männlichen Attributen geprägten Heldenbild und folglich auch mit dem Begriff an sich nicht identifizieren ... so heldenhaft sie auch agieren mögen.
Dass sie auf ihre eigene Art und Weise aber durchaus heroische Taten vollbringen, ist weder ihnen selbst noch der Gesellschaft als solches bewusst.
Wie oft sähen sie Kooperationsbereitschaft und Dialog, wo Konfliktkultur herrscht?
Wie oft geben sie dem Lebensdienlichem Nährboden und denken Generationenübergreifend statt im Sinne von «Nach-mir-die-Sintflut» zu handeln?
Wie oft legen sie den Fokus auf Integration statt Exklusion?
Wie oft stellen sie ihr eigenes Ego zurück, damit WIR-Kultur Raum bekommt?
Wie oft bringen sie als Pionierinnen zukunftstragende Ideen und Impulse ein, die tiefgreifenden positiven Social und Environmental Impact haben?
Wie oft leisten Frauen auf rein ehrenamtlicher Basis unzählige Stunden Care-Arbeit für familiäres und gesellschaftliches Engagement?
... All dies sind die weiblichen Facetten von Heldentum ...
Stories und Geschichten, die erzählen von tausenden und abertausenden Heldinnen, die tagtäglich undercover unsere Gesellschaft zu einem Platz für möglichst Alle statt für den Benefit einiger Weniger zu machen.
Aber schauen wir uns den Begriff Helden doch nochmal genauer an, so wie er bei Wikipedia definiert ist:
«Ein Held (althochdeutsch helido) ist eine Person, die eine Heldentat, also eine besondere, ausseralltägliche Leistung vollbringt. Dabei kann es sich um reale oder fiktive Personen handeln, um Gestalten der Geschichte, aber auch aus Legenden oder Sagen. Seine heroischen Fähigkeiten können von körperlicher Art (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer usw.) oder auch geistiger Natur sein (Mut, Aufopferungsbereitschaft, Kampf für Ideale, Tugendhaftigkeit oder Einsatzbereitschaft für Mitmenschen).»
(A propos: Wer den Begriff Heldin bei Wikipedia eingibt, erhält folgende Info: «Heldin steht für weiblicher Held.» Und warum eigentlich: «seine heroischen Fähigkeiten...»? Das sagt auch viel aus!)
Unser Heldenbild hat ein Reframing nötig
Interessanterweise dominiert in unserer Gesellschaft nach wie vor das Heldenbild von Menschen, die besondere körperliche Leistungen vollbringen. Sonst wären Olympia-Gewinner, Fussballprofis und Wimbledon-Sieger nicht die Promis, die aktuell das Medienbild prägen und definitiv gesellschaftlich Influencer-Status innehaben. Wo aber kriegen die Held:innen ihre Medaille, die sich durch besondere Aufopferungsbereitschaft, Engagement für Tugendhaftigkeit oder ihre Einsatzbereitschaft für Mitmenschen auszeichnen? Und damit meine ich nicht Friedensnobelpreise oder andere Auszeichnungen und Preise, die Stiftungen verleihen, sondern die Anerkennung in der breiten Basis, ähnlich dem bewundernden Aha & Oho, dem Medienecho und dem Role Model-Status, der Promis zuteil wird.
Spotlight an für ... die Heldinnen unter uns!
Gerade diese Menschen sind es, die sich den Helden-Status nicht selbst an die Brust kleben. Logischerweise zählen zu diesen Menschen Männer wie Frauen. Und doch will ich hier und jetzt und mit diesem Artikel eine Lanze für die weiblichen Heldinnen brechen. Denn gerade Frauen bewegen sich nach wie vor (kulturgeschichtlich und gesellschaftlich bedingt) eher auf bescheidenem Boden. Wird also Zeit, dass wir für andere ihre Heldenkraft (an ihrer Statt) ausrufen, das Spotlight darauf richten, was sie machen, sie ermutigen und in ihrem Tun bestärken ebenso wie ihr Engagement wertschätzen – mit dem, was sie für mich sind: Die wahren Heldinnen in unserer Gesellschaft!
Also Augen auf für Heldinnen unter uns!
Für die Heldinnen, die im Alltag und in ihrem Umfeld besonderes leisten, die Servant Leaders sind für das Leben und die Menschheit, die unsere Gesellschaft zusammenhalten und -kitten. Und die immer wieder zukunftsweisende Impulse setzen, welche uns als Gesellschaft weiterbringen – im kleinen wie im grossen Massstab.
Ich persönlich nenne sie «Heldinnen des Alltags» und widme ihnen eine ebenso lautende Porträt-Reihe. Mit dieser Porträt-Reihe möchte ich jeden Monat Frauen eine Stimme und ein Gesicht geben, die selbstbestimmt und authentisch und doch gleichzeitig mit Blick auf’s grössere Ganze ihren eigenen Weg gehen:
P.S.:
Weil ich nicht die Einzige bin, die findet, dass Frauen ihre Famosität und Superkraft nicht unter den Scheffel stellen zu brauchen, hier ein Hinweis auf die «Femmes famos»
« Famosität wirkt in dir als deine ureigene Superkraft. Sie schafft in dir Selbstbewusstsein, verbindet dich mit deinen Emotionen, leuchtet in deinen Stärken und führt dich in ein Leben voller Selbstwirksamkeit. Jede Frau verfügt über Famosität. Das war schon immer so und wird immer so bleiben!»
Da kann ich nur sagen Ja, Ja und nochmal ja! Falls du also mit dem Begriff Heldin gar nicht kannst, dann nenne es doch einfach «Famosität»!
Übrigens: Auch Männer zeigen, dass Helden ganz anders aussehen können. Hier ein Auszug einer männlichen Heldendefinition der anderen Art:
«Wahre Helden tragen für mich keinen unzerstörbaren Superheldenanzug. Sie können nicht fliegen oder mit einem mystischen Hammer 1000 Feinde töten. Wahre Helden sind verletzlich und tragen ganz normale Klamotten. So wie Du und ich. Wahre Helden sind Menschen, die zu Ihrer Menschlichkeit stehen – auch wenn es schwierig wird. Sie stehen zu Ehrlichkeit und Integrität. Wahre Helden überwinden Ihre Angst, um das zu tun, was Ihr Herz Ihnen sagt. Sie machen weiter, auch wenn sie manchmal selbst der Mut verlässt – und sie zweifeln. Sie machen weiter, weil es das Richtige ist. Und weil sie eine Aufgabe haben.
Wahre Helden suchen immer danach, wie sie etwas verbessern können – wie sie anderen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes dienen können. Wie sie mit Ihren Taten diese Welt ein kleines bisschen besser machen können. Jeden Tag.
Wahre Helden erkennen ganz oft nicht, dass sie welche sind. Denn es ist Ihre ureigene Natur so zu sein.
Sie machen Dein Leben besser. Und dafür brauchen sie keinen Superhelden-Anzug. Denn der wahre Superheld zeigt sich immer von Innen nach Außen.» Voll und ganz d’accord, dem habe ich nichts hinzuzufügen. Ganzer Text lesen lohnt sich: «Was sind wahre Helden?» von André Loibl.
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